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Wissenschaft


Wissenschaftspreis: Vom Marburger Labor ins ländliche Südafrika


08.06.2000 * (
FJH)
Gestern abend (7. Juni) hat die Industrie- und Handelskammer (IHK) Kassel den neuerdings mit 10.000 DM dotierten Wissenschaftspreis der nordhessischen Wirtschaft 1999 an Dr. Nicole Göler von Ravensburg verliehen. Den mit 3.000 DM dotierten Förderpreis erhielt der 27-jährige Biologe Matthias Brock.
22 Preisträger hat die IHK Kassel bisher gekürt. Die 15. Preisverleihung war zugleich die erste im neuen Turnus. Mit der Umstellung von alljährlicher auf eine zweijährliche Preisvergabe bei gleichzeitiger Verdoppelung des Preisgeldes wollte die IHK die Bedeutung des Wissenschaftspreises erhöhen.
In dem zumehmenden Wettbewerb einer globalen "Konkurrenz der Köpfe, Ideen und Innovationen" sei das "Benchmarking" - der Vergleich untereinander - auch für die Hochschulen von enormer Bedeutung, hob IHK-Präsident Ludwig Georg Braun in seiner Begrüßungsrede hervor. Er wies auf die Bedeutung von Wissen und Wissenschaftsmanagement für die Gesellschaft und die Wirtschaft im 21. Jahrhundert hin.
Den diesjährigen Wissenschaftspreis hat Nicole Göler von Ravensburg für eine interdisziplinäre Untersuchung über Kooperative Selbstorganisationen im ländlichen Südafrika erhalten. Die 40-jährige Wirtschaftwissenschaftlerin, die im April zur Geschäftsführerin des neugegründeten Instituts für Genossenschaftswesen an der Philipps-Universität berufen worden ist, hat acht Jahre lang in Südafrika gelebt und gewirkt. Sie leitete eine Farm, gründete mit einem Einheimischen zusammen eine Beratungsfirma für kleine und mittlere Unternehmen und Genossenschaften und initiierte eine Genossenschaft, die eine Bäckerei, eine Näherei, eine Tankstelle und ein Bauunternehmen betrieb.
Wichtig sei - so die Preisträgerin in ihrem Kurzvortrag - daß gerade die nichtweiße Bevölkerung Südafrikas die Wirtschaft selbst in die Hand nehme. Dafür müsse die Regierung Rahmenbedinungen schaffen, die zu Eigeninitiative motivieren, die Rechtsposition der Genossenschaften garantieren, Anreize für wirtschaftliche Aktivitäten erzeugen und dabei zugleich doch keine "Nehmer-Mentalität" begünstigen. Diese Rahmenbedingungen hat sie in ihrer Dissertation aufgezeigt, die ihr Doktorvater Prof. Hans-H. Münkner als "Handbuch für genossenschaftliche Arbeit in Südafrika" bezeichnete. Die Bedeutung dieser Arbeit belegte Kammerpräsident Braun mit den derzeitigen Unruhen in Simbabwe, die nach seinen Beobachtungen bei einem Besuch in der Region auf das gesamte südliche Afrika ausstrahlen. Er versprach, die preisgekrönte Arbeit den zuständigen Institutionen der deutschen Bundesregierung anzuempfehlen.
Den Förderpreis für junge Nachwuchswissenschaftler erhielt Matthias Brock. Er hat in seiner Diplomarbeit die Wirkung von Propionat auf Schimmelpilze untersucht. "Aspergillus Nidulans" kann durch dieses weit verbreitete Konservierungsmittel einerseits zwar in seiner Verbreitung gehemmt werden, andererseits kann Propionsäure diesem Schimmelpilz jedoch auch als Nährlösung dienen. Brock untersuchte nun die Effekte und Bedingungen, unter denen diese gegensätzlichen Wirkungen eintreten. Ziel ist Entwicklung wirksamerer Konservierungsmöglichkeiten für Silage und damit die Konservierung von Futtermitteln, aber auch für abgepackte Industrieprodukte aus der Brotfabrik.
Den Festvortrag hielt der Wirtschaftswisenschaftler Prof. Alfred Schüller. Er stellte die These auf, die Einführung des Euro als gemeinsame Währung Europas bewirke eine Stärkung staatlicher Bürokratien und nicht ihren Abbau. Der Euro werde von seinen Befürwortern als Mittel zur Einigung Europas angesehen, seiner Ansicht nach müsse aber erst die Einigung und danach die Währungsunion erfolgen. Deshalb sei ein "Vertrauensdefizit" der Anleger und Bürger zu dieser Währung entstanden, das für ihren schlechten Wechselkurs gegenüber dem Dollar verantwortlich sei.


4. Wahlgang: Kern besiegt Meurer


01.06.2000 * (
sap)
Neuer Präsident der Philipps-Universität wird Prof. Horst-Franz Kern. Gestern abend (31. Mai) wählte ihn der Konvent im vierten Wahlgang mit 52 von 90 möglichen Stimmen für die Amtszeit von sechs Jahren zum Marburger Uni-Präsidenten. Am 29. Juni soll er von der hessischen Wissenschaftsministerin Ruth Wagner als Nachfolger von Prof. Werner Schal ins Amt eingeführt werden.
Der Marburger Zellbiologe ist seit einem Jahr Dekan des Fachbereichs Medizin und Direktor des Instituts für Klinische Zytobiologie und Zytopathologie. Seit 1976 lehrt und forscht der 61-jährige in Marburg. Von 1986 bis 1991 war er Mitglied des Wissenschaftrates, von 1989 bis 1991 Vorsitzender seiner Wissenschaftlichen Kommission.
Als Dekan stant er schon einmal zwischen 1993 und 1995 dem Fachbereich Medizin vor. Kern zählt zu den Mitherausgebern des "European Journal of Cell Biology" und von "The Pancreas" (lateinischer Fachausdruck für "Bauchspeicheldrüse"). Er ist Mitglied verschiedener überregionaler hochschulpolitischer Kommissionen und Arbeitsgruppen. Angetreten ist er für die Liste "Unabhängige Hochschullehrer".
Als erste Gegenkandidatin schied die Trierer Historikerin Prof. Helga Schnabel-Schüle mit 17 Stimmen aus der Wahl aus. Auf Klaus Faber, den ehemaligen Staatsekretär im Kultusministerium Sachsen-Anhalt, entfielen 27 Stimmen. Im vierten und letzten Wahlgang erhielt der Marburger Strafrechtsprofessor und Richter Dieter Meurer 29 Stimmen.
Im Dezember 1999 war der erste Versuch einer Präsidentschaftswahl gescheitert, weil keiner der drei damaligen Bewerber eine Stimmenmehrheit im Konvent erreichen konnte.


31.05.2000 * Nietzsche: Auch nach 100 Jahren noch eine Auseinandersetzung wert


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© 08.06.2000 by fjh-Journalistenbüro, D-35037 Marburg
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