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Aktuelles


Umgestiegen: Vor 50 Jahren ersetzte der Obus die Tram


17.05.2001 * (
FJH)
Als Erwin Lotz aus den Pfingstferien zurückkam, war alles anders: "Zum Bahnhof gefahren bin ich am letzten Schultag noch mit der Straßenbahn; nach den Ferien bin ich dann mit dem Obus zurückgefahren."
Vor 50 Jahren wurde Marburgs Straßenbahn durch den Obus ersetzt. Am 17. Mai 1951 verkehrte die "Elektrische" zwischen Hauptbahnhof und Südbahnhof zum letzten Mal. Einen Tag später nahm der Oberleitungsbus den Verkehr auf dieser 4,1 Kilometer langen Strecke auf.
Während die Straßenbahn durch den Pilgrimstein fuhr, bog der Obus an der Elisabethkirche in die Deutschhausstraße ein und benutzte dann die neu ausgebaute Biegenstraße vorbei an der - ebenfalls neuen - Stadthalle für seine Fahrt zum Rudolphsplatz.
"Das war für uns Blistaner alles neu und interessant", erinnert sich Lotz. Der heutige Rentner besuchte damals das Gymnasium der Deutschen Blindenstudienanstalt. Er und seine Schulkameraden haben die neue Trolleybuslinie gleich ausprobiert, um ihre Stadtkenntnisse auf dem Laufenden zu halten.
Auch für Verbindungsstudenten lieferte der Obus einen willkommenen Anknüpfungspunkt: Um den sogenannten "Obus-Schein" zu erwerben, musste man die Strecke der Obuslinie 1 zwischen Haupt- und Südbahnhof entlanggehen und dabei in jedem Lokal am Weg ein Bier trinken. Der "Oberstadt-Schein" verlangte zusätzlich zum Bier noch einen Schnaps und am Rudolphsplatz das Abbiegen in die Oberstadt bis hinauf zum Marktplatz. Hatte der Schein-Anwärter in jedem Lokal an dieser Strecke ein Bier und einen Schnaps getrunken, so musste er dennoch eine weitere Leistung erbringen, um das begehrte - aber völlig überflüssige - Zertifikat zu erhalten: Er musste auf dem Marktplatz so lange randalieren, bis ihn die Polizei in die Ausnüchterungszelle steckte.
Der offizielle Obus-Schein hingegen war eine Zusatzbescheinigung zum Busführerschein, der seinem Inhaber die Fähigkeit attestierte, das elektrische Gefährt steuern zu können. Das war nicht so einfach, denn man durfte den Bus nicht allzu weit von der Oberleitung fort bewegen. Fehler konnten zum Entgleisen der - auf dem Dach angebrachten - Stromabnehmer oder sogar zum Reißen der Leitung führen.
Diese Störanfälligkeit war einer der Gründe, warum der Marburger Obusbetrieb 1968 eingestellt wurde. Hauptursache war aber der Bau der Stadtautobahn, der eine Änderung der Streckenführung der Trolleybuslinie notwendig gemacht hätte. Der Bahnübergang an der Schützenpfuhlbrücke wurde seinerzeit durch die Konrad-Adenauer-Brücke ersetzt, die eine Verlegung von mehreren hundert Metern neuer Leitungen erfordert hätte. So stiegen die Stadtwerke am 5. Oktober 1968 auch auf ihrer Hauptlinie 1 auf Dieselbusbetrieb um. Seitdem wird der städtische Nahverkehr in Marburg ausschließlich mit Dieselbussen bewältigt.
Geblieben sind vom Obus allerdings noch Masten, an denen einst die Fahrleitungsdrähte hingen. Bestaunen kann man die unscheinbaren Betonpfähle noch in der Elisabethstraße und in der Biegenstraße, wo sie heute noch als Lichtmasten zur Straßenbeleuchtung dienen.
Geblieben von den einstmals 10 Trolleybussen ist außerdem Museums-Obus 6 der Omnibusfreunde Marburg (OFM), der 1952 an die Stadtwerke Marburg ausgeliefert und im Februar 1968 an den Campingplatz in Kernbach verkauft wurde. Dort stand er gute 30 Jahre lang, bis ihn der Museumsverein im Oktober 2000 nach Marburg zurückholte. Ihn der Nachwelt zu erhalten wird eine der schwierigsten Aufgaben für die OFM werden, die sie nur mit großzügiger finanzieller Unterstützung werden bewältigen können.
Ganz bestimmt bleiben werden aber vom Obus - nicht nur bei Erwin Lotz - Erinnerungen an eine schöne Zeit, als es in Marburg noch ein wenig ruhiger und gemütlicher zuging.


Beschränkt : Hotel hinter Schloss und Riegel


[Geschlossenes Tor]
13.05.2001 * (
sfb)
Beredtes Kopfschütteln von Zaungästen vermag nich daran zu rütteln: Das Tor bleibt zu. Der Zugang zum Vila- Vita- Hotel im Rosenpark über die hölzerne Lahnbrücke ist für die benachbarten Bewohner des Wehrdaer Wegs versperrt.
Dabei war es so schön: Vom Appartment ging es direkt in den Aufzug, dann waren es nur noch einige Meter bis zur Brücke, die durch eine wunderschöne Hotelanlage zum nahegelegenen Bahnhof, zum EDEKA-Markt oder auf einen Radweg entlang der Lahn führte. Ringsherum sorgten Rosen, ein beruhigend plätschender Weiher und nett grüßende Hotelangestellte für eine gute Stimmung.
Die Alternative ist weniger rosig: Der Weg durch den autolärmenden Wehrdaer Weg zu den erwähnten Zielorten ist wesentlich zeitaufwendiger und - für Fahrradfahrer - gefährlich.
Diese Alternative ist aber leider traurige Wirklichkeit, seitdem spitze Zacken um das zunächst nur nachts versperrte Brückentor umgebogen wurden. Jetzt steht die Brücke, die eigentlich zu nichts mehr führt, wie eine potemkinsche Attrappe nutzlos herum.
Oberflächlich betrachtet, ist die Reaktion der Hotelleitung menschlich. Aber wie jede Grenzziehung, die Störendes ausschließt, ist auch diese beschränkt und kurzsichtig. Es mag paradox klingen, aber die Schließung öffnet dem Vandalismus erst Tür und Tor. Da der Zugang zum VILA- VITA-Hotel von der anderen Seite über die Bahnhofstraße möglich ist, hätten diejenigen, die beispielsweise von derartigen Schutzmaßnahmen provoziert wären, immer noch freie Hand, mit der sie nach Herzenslust sprühen und wüten könnten.
So stellt sich die Frage: Ist diese geschlossene Gesellschaft des Nobel-Hotels vielleicht am Ende doch nicht ganz dicht? Schließlich stehen nicht nur die Bewohner des Wehrdaer Wegs, sondern auch die gut zahlenden Hotelgäste vor geschlossenem Tor. Ein Widerspruch auch hier, dass man auf der einen Seite um Zugänge wirbt, die man auf der anderen verhindert.
Nun ja, die Tür bleibt auf Biegen und Brechen verschlossen, die wohl bald - wie in dem berühmten Märchen - von Rosen überwuchert sein wird- wegen ein paar umgebogener Zacken. Dabei fiele der Hotelleitung doch kein Zacken aus ihrer 5-Sterne-Krone, wenn sie die in ihren Werbeprospekten viel gepriesene Offenheit auch durch die Hintertür praktizieren würde.


Solide Solidarität: Sonne und Songs zum 1. Mai


01.05.2001 * (
FJH)
"Der liebe Gott ist ein Freund der Gewerkschafter." Diesem Spruch eines Marburger Gewerkschaftsfunktionärs mag man nach den Veranstaltungen des Deutschen Gewerkschaftsbunds (DGB) zum 1. Mai 2001 durchaus Glauben schenken, zumindest was das Wetter betrifft. Gut 1.000 Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter hatten sich am Dienstag (1. Mai) auf dem Marktplatz versammelt, um den Reden der ehemaligen DGB-Kreisvorsitzenden Käte Dinnebier <>/a> und des Marburger Politikprofessors Reinhard Kühnl zuzuhören.
Schon am Vorabend hatten gut 800 - überwiegend jugendliche - Besucherinnen und Besucher dem "Rap gegen Rechts" auf der Schlossparkbühne gelauscht; weitere 200 - eher gestandene - Gewerkschaftsmitglieder kamen zur traditionellen Vormaifeier im Theater am Schwanhof.
Dort wagten das "Theater Gegenstand" und das Musik-Duo "Graffiti" - Holger Probst und Johannes Becker - ein Experiment in demokratischer Kultur: Den Ablauf des Abends bestimmte weitgehend das Publikum selbst , das den Akteuren auf der Bühne Stichworte zurief, die dann dort umgesetzt wurden. Zunächst spielten Schauspieler Szenen rund um die Vorgaben "Cineplex", "Wäscheständer" und "Mir fällt nichts ein"; dann gestalteten sie einen Song von "Graffiti" nach den spontanen Vorgaben des Publikums weiter. Skuriles kam da heraus, musste doch der Hundehalter Bruno seine Schappi-dosen mit dem Luftgewehr öffnen, bevor seine Frau Gunde ihn erschlug, in der Badewanne ertränkte und anschließend zur Sicherheit noch den Föhn hinterherwarf.
Allen Beteiligten machte dieses Improvisationstheater sichtlich Spaß, das Moderator Lorenz Hippe mit gelegentlichen Hinweisen auf gewerkschaftliche Positionen, Kritik an Fremdenhass und Neofaschismus sowie auf Veranstaltungen zum 1. Mai garnierte.
Ein weiteres - ebenfalls gelungenes - Experiment dieses Abends war das Konzert "Rap gegen Rechts" auf der Schlossparkbühne. Die "Marskwod Allstars", ein Zusammenschluss mehrerer Marburger Rap-Gruppen, die Stadtallendorfer Break-Dance-Formation "Da Force Rock" und der Heidelberger Top-Rapper "Torch" bezogen nicht nur in ihren Stücken deutlich Position gegen Ausländerfeindlichkeit und Fremdenhass, die auftretenden Gruppen stellten ihre Position dazu schon durch ihre multiethnische Zusammensetzung sichtbar unter Beweis.
Auf der Maikundgebung geißelte Prof. Reinhard Kühnl die Debatte um eine "deutsche Leitkultur" als Ausdruck von "Rassismus", der Personen ausländischer Herkunft selbst dann nicht respektiere, wenn sie einen deutschen Pass besitzen. Ebenso klare Worte fand er für den deutschen Angriff auf Jugoslawien und die neue Rolle der Bundeswehr als interventionsfähige Armee: Früher sei das mit dem Wort "Imperialismus" bezeichnet worden.
Kritik äußerten er und Käte Dinnebier am Verhalten des Marburger Oberbürgermeisters Dietrich Möller, der sein Grußwort beim Deutschen Burschentag am 7. April mit dem Hinweis gerechtfertigt hatte, das - dort übliche - Absingen aller drei Strophen des Deutschlandlieds sei für ihn kein Problem. Kühnl fragte sich, wie Möller angesichts der Verbrechen der deutschen Wehrmacht unter Absingen eben dieses Textes "Deutschland, Deutschland, über alles in der Welt!" noch Vertretern der französischen Partnerstadt Poitiers unter die Augen treten könne. Dinnebier machte Möllers Verhalten gar mit verantwortlich für die Drohbriefe und Teelefonanrufe, die Bürgermeister Egon Vaupel wegen seiner Weigerung erhalten hat, der Marburger Burschenschaft "Rheinfranken" die Stadthalle zu vermieten.
Außerdem kritisierte Käte Dinnebier die "Rentenreform" als Coup zugunsten des Profits von Versicherungsgesellschaften. Der Entwurf zur Erweiterung des Betriebsverfassungsgesetzes geht ihr nicht weit genug, wenn auch die Unternehmer jetzt schon laut stöhnen: "Jammern ist der Gruß der Kaufleute".
Die aktuelle Debatte um angeblich leistungsunwillige Arbeitslose sei ein Ablenkungsmanöver, um damit die ungerechte Verteilung der Steuerlasten und vor allem des Reichtums zu kaschieren, kritisierte Kühnl. "In einem der reichsten Länder der Welt reicht das Geld angeblich nicht aus, um Jugendlichen Lehrstellen oder eine gute Ausbildung zu finanzieren?" Der Politikwissenschaftler erwartet hiergegen massive gesellschaftliche Proteste: "Es wäre nötig. Und dann werden wir auf der Matte stehen."


20.04.2001 * Kabel-Krieg: Leitungen von TeleKom zu Teldafax wieder geschaltet
den Landkreis


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