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16.02.2001 * (lcm)
Wer als Fremder nach Marburg kommt, dem fallen gewiss die vielen Menschen auf, die sich mit ihren weißen Stöcken den Weg durch die Straßen bahnen. Nach einer kurzen Zeit der Gewöhnung ist nichts bemerkenswertes mehr dabei, wenn hier blinde Menschen in der Bar genüDßlich Cocktails schlürfen oder in der Supermarktschlange vor der Kasse warten. Das ist in Marburg Alltag und liegt daran, dass die
Deutsche Blindenstudienanstalt
(Blista) seit 1916 in Marburg ihren Sitz hat. Zu ihr =
gehört auch die Carl-Strehl-Schule, eine Internatsschule für Blinde und Sehbehinderte.
Für die Marburger sind das bekannte Tatsachen, aber nicht so für den Rest der Republik. Um das zu ändern, wurde am Freitag (16. Februar) die Initiative "Eltern helfen Eltern" aus der Taufe gehoben.
Gegründet wurde sie von Mitgliedern der Elternvertretung der Carl-Strehl-Schule. Ihr Ziel ist, Eltern von blinden oder sehbehinderten Kindern zu helfen. Die Mitglieder wollen ihre persünlichen Erfahrungen an andere Betroffene weitergeben. Denn sie kennen die Fragen, die sich Eltern stellen, wenn ihr Kind die Grundschule beendet hat.
Christa Treis, Mitbegründerin der Initiative und Mutter einer 17-jährigen Sehbehinderten Tochter, erzählte von den Fragen, die sie bewegt haben: "An welche Schule schicke ich mein Kind und welche Möglichkeiten gibt es überhaupt ?" Sie erfuhr dann durch Bekannte von der Internatsschule.
An der Carl-Strehl-Schule leben die Kinder in kleinen Wohngruppen zusammen mit ihres Gleichen. Neben dem Schulwissen lernen sie "lebenspraktische Fertigkeiten" wie sich mit dem Langstock selbständig zurechtzufinden, Essen zu bereiten, Einzukaufen und Wäsche zu waschen. Dabei lernt einer vom anderen und so werden wertvolle Tipps weitergegeben.
Christa Treis ist glücklich, ihre Tochter heute selbstbewusst zu sehen. "Sie ist einfach wie ein normaler Teenager, hat viele Freunde, geht gerne shoppen und hat Spaß. Demnächst möchte sie alleine Urlaub machen."
Ziel von "Eltern helfen Eltern" ist, die Schule und ihr Angebot bekannt zu machen. Darüber hinaus möchte die Initiative andere Eltern bei der Entscheidung unterstützen, welche Schule für ihr Kind die beste ist.
"Das große Problem sind nicht die Kinder, sondern die Eltern," weiß Christa Treis. Eltern behinderter Kinder haben oft Angsts, ihre Kinder wegzugeben. Sie haben sie behütet und beschützt - der Schritt, sie in ein Internat zu geben, daß unter Umständen viele hundert Kilometer entfernt ist, fällt manchlen Eltern schwer. Deshalb will die Initiative ihre Erfahrungen weitergeben und damit Eltern ihre Sorgen nehmen.
22.01.2000 *
Traueranzeige: Erst Behinderte, dann ...?
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