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Text von Sonntag, 9. Juni 2002


Pata Pata: "Mama Afrika" in Marburg.

Marburg * (sfb)
In der Royal Albert Hall in London und sogar vor der Un-Vollversammlung in New York ist sie aufgetreten. Brechend voll war die Schloßparkbühne, als sich Miriam Makeba am Samstagabend (8. Juni) in Marburg die Ehre gab. Mit diesem Konzert eröffnete der südafrikanische Weltstar den 10. Mittelhessischen Kultursommer. Sommerlich lau waren auch die Temperaturen. Die für schlechtes Wetter bereitgelegten 1 .400 Regencapes brauchten nicht verteilt zu werden. Ausrichter waren das Kulturamt der Stadt Marburg, der Kultursommer Mittelhessen e.V. und die Marburger Brauerei.
Was der Vorgruppe "Mr. Muschoko und Band" mit zwei hüftschwingenden Tänzern und afrikanischen Vollblutrhythmen nur ansatzweise gelang, schaffte die 70-jährige Miriam Makeba fast mühelos. Binnen weniger Sekunden war die Bühne mit jubelnden Fans umstellt, als "Mama Afrika" mit ihrer neunköpfigen Band loslegte. Eine kraftvoll-natürliche Ausstrahlung und musikalische Spitzenqualität ließen niemanden unberührt.

[Blick ins Publikum]Das Publikum links) wartet auf Miriam Makeba & Band(rechts).[Miriam Makeba und Band auf der Bühne]

Die 1932 in Johannisburg geborene Makeba kehrte dem südafrikanischen Apartheitsregime 1959 den Rücken. Bis 1990 lebte sie im amerikanischen Exil. Dort kämpfte sie gegen die Ungleichbehandlung mit Liedern, die um die Welt gingen. Der damals neu gewählte Staatspräsident Nelson Mandela holte sie 1990 in einem Triumpfzug nach Südafrika zurück.
Nach zahlreichen Musikproduktionen und Auszeichnungen erntete Makeba erst kürzlich - am 27. Mai - den mit 106 .000 US-Dollar dotierten "polar music award" für ihr Lebenswerk. Die in Stockholm verliehene Auszeichnung wird auch als Nobelpreis für Musik bezeichnet.
Von ihrem musikalischen Können konnten sich am Samstagabend auch die Marburger überzeugen. Miriam Makeba präsentierte Weltmusik erstklassiger Güte. Im Grenzbereich zwischen Soul, Jazz, Pop und afrikanischer Folklore vermittelte Makeba authentisches Lebensgefühl in all seinen Höhen und Tiefen . Mal in Englisch, mal in Bantu oder Suaheli sang die Siebzigjährige Lebensphilosophisches beispielsweise über die Zeit, die alt macht und zugleich tröstet. Ein anderes Mal waren versöhnliche Klänge zur Beendigung der Apartheid zu hören.
Obschon die Sängerin gesundheitlich angeschlagen und sichtlich angestrengt war, schaffte es "mama afrika", wie sie liebevoll genannt wird, das Publikum immer wieder mitzureißen. Zwischen gut ausbalancierten Extremen, stimmungsvoller Ruhe und sprühendem Temperament bewegten sich ihre Stücke, die sie schelmisch blinzelt oder mitunter leicht tänzelnd vortrug. Besonders beeindruckte dabei ihr gewaltiges Stimmvolumen.
Sichtlich stolz war Makeba auf ihre Enkelin Zenzi Lee, die mit stimmlicher Brillianz das Solo "Mama" hinlegte. Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm.
Mit ihrem Welthit PataPata verabschiedete sich die Grand Dame der afrikanischen Musik vom begeisterten Publikum.
An dieses beeindruckende Konzert schließt das Festival "Global players - Musik der Welten" an. Es findet von 16. Juni bis Ende August statt. Diese Veranstaltungsreihe des Kulturladens KFZ hat mit 10 .000 Euro den höchsten Einzelbetrag aus dem Kulturfonds der Stadt Marburg erhalten.


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