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Text von Sonntag, 25. Februar 2007

> k u l t u r<
  
 Hader: Verwandlungen eines Kabarettisten 
 Marburg * (mjb)
Mit seinem aktuellen Programm "Hader muss weg" gastierte der österreichische Kabarettist Josef Hader am Samstag (24. Februar) in der Stadthalle. Im gut besuchten Erwin-Piscator-Haus (EPH) wurde dem Publikum ein außergewöhnlicher Kabarettabend geboten, der mit vielen Überraschungen aufwartete.
Der Abend begann mit vermeintlichen technischen Schwierigkeiten. Kurz vor 20 Uhr betrat Hader die Bühne, um das Publikum darüber zu informieren, dass sich der Beginn wegen eines Problems mit der Lichtanlage verzögern werde. Um die Zeit bis zum eigentlichen Beginn zu überbrücken, plauderte er darüber, wie das Fruchtaroma im Erdbeerjoghurt hergestellt wird und malte sich die erschreckenden Zustände in Molkereien aus.
Als sich aus Haders Vortrag dann ein Dialog mit seinem Licht- und Tontechniker entwickelte, wurde langsam klar, dass die Schwierigkeiten mit der Beleuchtung Teil der Vorstellung waren und dass man sich schon mitten im Programm befand. Das aberwitzige und stellenweise etwas langatmige Gespräch über die Vor- und Nachteile von Feinripp-Unterhosen oder über Baumärkte bot einen Vorgeschmack auf das was noch kommen sollte.
Was Hader im Anschluss bot, war kein klassisches Kabarett, sondern ein skurriles Theaterstück. Dabei stand der Österreicher nicht einfach auf der Bühne, um einen Monolog zu halten. Er bewies große schauspielerische Qualitäten, indem er in einer aus unterschiedlichen Szenen bestehenden Geschichte in sieben verschiedene Rollen schlüpfte.
Neben sich selbst spielte er ein Liebespaar in der Trennungsphase, einen frustrierten Tankstellenbesitzer, einen Barpianisten und ein Betrügerpaar aus der Ukraine. Hader selbst hatte an der ganzen Geschichte nur wenig Anteil. Nach dem Gespräch mit seinem Techniker brach er auf, um an einer Tankstelle Batterien zu kaufen.
Unterwegs traf er auf einen Fan, der gerade per Handy mit seiner Freundin stritt. Dieser nahm Hader in seinem Auto mit zur Tankstelle und verursachte unterwegs einen Verkehrsunfall. Hader wurde dabei schwer verletzt und starb nach einer düsteren Betrachtung seiner Situation allein auf einer verlassenen Straße.
Danach traten die anderen Figuren in den Vordergrund. Zwischen ihnen entwickelte sich eine groteske Handlung. Alle waren verzweifelt und von ihrem Leben und von der Liebe enttäuscht. Es wurde viel über Tod, Mord und Selbstmord nachgedacht, Menschen wurden erschossen, stürzten von Hochhäusern oder versuchten sich mit Abschleppseilen an Lampenhaken aufzuhängen. Am Ende überlebten nur die beiden ukrainischen Betrüger und das Liebespaar, dass durch einen Mord wieder versöhnt wurde.
Hader beeindruckte durch sein variantenreiches Spiel. Er verkörperte gleichzeitig bis zu drei Charaktere in einer Szene und beherrschte meisterhaft den schnellen Wechsel zwischen den unterschiedlichsten Stimmungen. Dabei gelangen ihm an Wahnsinn grenzende Wutausbrüche ebenso überzeugend wie die Verzweiflung des verlassenen Liebhabers oder die Gefühlskälte des abgeklärten Barpianisten, dessen Stimme an den österreichischen Popsänger Falco erinnerte. Ein Höhepunkt des Abends war Hader in der Rolle der Ukrainerin, die mit brüchiger Stimme Mozart sang.
Neben Haders variantenreichem Spiel wurde auf Effekte weitgehend verzichtet. Die Szenenwechsel wurden mit sparsamen - aber gerade deshalb sehr wirkungsvollen - Musikeinspielungen untermalt. Außerdem sorgten mehrere ohrenbetäubende Pistolenschüsse für Schrecksekunden beim Publikum.
Haders Auftritt unterschied sich auffällig vom üblichen politischen Kabarett. Er bezog sich mit keinem Wort auf Politiker, prominente Persönlichkeiten oder aktuelle politische Ereignisse. Sein Kabarett war nicht vordergründig politisch, sondern führte die Zuschauer subtil an menschliche Abgründe heran.
Politische Korrektheit ist nicht Haders Sache. Sein sehr schwarzer Humor sorgte dafür, dass einem das Lachen stellenweise im Hals stecken blieb.
Das ist sicher nicht jedermanns Sache. Aber es ist gerade der bittere Beigeschmack, der Haders Kabarett auszeichnet und der den Abend zu einem beeindruckenden Erlebnis machte. Daneben war es vor allem die schauspielerische Leistung, die jeden im Publikum überzeugt haben dürfte.
Sympathisch wirkte außerdem, dass Haders bösartiger Humor auch seine eigene Person nicht ausschloss und dass er auch sich selbst aufs Korn nahm. Er wusste sein Publikum auf jeden Fall zu überzeugen. Nach dem Auftritt wurde er mit lang anhaltendem begeisterten Applaus gefeiert.
 
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