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Text von Sonntag, 4. Februar 2007

> k u l t u r<
  
 Malerische Musik: Virtuoses Duo in der Stadthalle 
 Marburg * (atn)
Eine perfekte Winterlandschaft mit schneeschweren dunkelgrünen Tannen, blitzenden Eiskristallen und einer gleißenden Februar-Sonne kann man zwar momentan in Marburgs Umgebung nicht bewundern, aber am Sonntag (4. Februar) konnte man sie in Marburgs Stadthalle hören. Dem sehnenden Herzen spielten an diesem Abend Ulf Schneiders Violine und Stephan Imordes Klavier alles, was es sich wünschte.
Die für regelmäßige Konzert-Gänger im Erwin-Piscator-Haus hochgeschätzten "alten Bekannten" Schneider und Imorde sind zwei junge und sehr erfolgreiche Interpreten. Neben Robert Schumanns "Adagio und Allegro", einer Violin-Sonate von Johannes Brahms und mehreren Stücken Wolfgang Amadeus Mozarts spielten sie auf vielfachen Wunsch die ganze F-A-E-Sonate, für die je einen Satz Albert Dietrich, Robert Schumann und Johannes Brahms komponiert haben.
Fröhlich und leichtfüßig startete das Konzert pünktlich um 20 Uhr mit einer Sonate Mozarts. Sie entführte die vorfreudigen Zuhörer in einen musikalischen Frühling. Fast hörte man einen warmen Wind mit dem Leben spielen, es necken oder ihm zuflüstern, dass alles nicht so schwer ist, wie es manchmal scheint. Schneiders Violine verwandelte sich dabei in einen Schmetterling, der am Ende eines kalten Winters als erster nach einer Blume Ausschau hält und sie voller Freude umschwirrt.
Klare, reine Töne und eine erstaunliche Leichtigkeit machten diesen ersten Teil des Konzerts aus. Schneiders Gesicht schaute bisweilen so verschmitzt, dass man unwillkürlich selbst schmunzeln musste und sich fragte, ob der junge Mozart wohl ähnlich geschaut hat, als er diese Melodien einst komponierte.
Nach einer kurzen Unterbrechung, die das Publikum auch brauchte, um seine Begeisterung loszuwerden, folgte der nächste Teil, in dem das Klavier seinen Auftritt hatte. Hatte man vorher noch das Gefühl gehabt, mitten im Frühling zu stecken, zog jetzt noch einmal der Winter ein.
Schwer und mächtig kam er daher. Er legte sich über das Land und blies wehmütige Gedanken über die Köpfe. Assoziationen an die schnell vergehende Zeit, an den Jahreswechsel, der sich schon wieder tief in der Vergangenheit verborgen hat, oder an das Leid, das jeden Tag aus dem Fernseher schreit, kamen auf.
Aber auch hier zeigten Schneider und Imorde ihre Perfektion: kein Gefühl blieb beständig. Es wechselte von Ton zu Ton und tanzte mit der Melodie. So fühlte man sich wunderbar frisch, als es nach etwa 50 Minuten in die Pause ging.
Die zweite Hälfte des Konzerts bildeten sechs Variationen über das französische Lied "Hélas, j´ai perdu mon amant" oder "Ach, ich habe meine Liebste verloren" von Mozart und die F-A-E-Sonate vom Stadthallen-Wunschzettel. Auch dieser Teil war musikalisch ein Hochgenuss. Dementsprechend wurden die beiden Musiker am Ende auch ausdauernd beklatscht und beglückwünscht.
Vielleicht haben Mozart, Brahms, Schumann und Dietrich an diesem Abend auch nach Jahrhunderten wieder Herzen angesteckt mit dem unendlichen Gefühl der Musik. Das schöne an Konzerten wie diesem ist doch einfach, dass man den Tönen alles einmal mitgeben kann, was einem auf der Seele liegt, und sie machen immer ihr bestes daraus.
Da bleibt nur noch zu sagen, dass es eine Freude ist, wenn aus solch einem Anlass die Stadthalle fast bis auf den letzten Platz gefüllt ist. Und es bleibt zu hoffen, dass das noch oft der Fall sein wird.
 
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