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Text von Montag, 12. November 2007

> k u l t u r<
  
 Nachgefühlt: Schloss Gripsholm auf der Bühne 
 Marburg * (fjh)
"Es ist eine Stimmung, die man gerne festhalten möchte", sagt Swentja Krumscheidt. Verewigt hat der Schriftsteller Kurt Tucholsky diese Stimmung in seinem Roman "Schloss Gripsholm - eine Sommergeschichte". Für das Hessische Landestheater hat Krumscheid daraus eine Bühnen-Fassung erstellt. Ihre Inszenierung feiert am Samstag (17. November) um 20 Uhr Premiere im Theater am Schwanhof (TaSch 1).
1929 fuhr der berühmte Satiriker mit seiner Geliebten Lisa Matthias nach Schweden, wo er einen Sommer in der Nähe vonSchloss Gripsholm verbrachte. 1931 erschien sein Roman über eine Dreiecks-Beziehung zwischen zwei Männern und einer Frau. Allen Vermutungen, es handele sich bei dieser Geschichte um eine autobiografische Schilderung, ist Tucholsky aber immer energisch entgegengetreten.
Seinen Angaben nach soll es sich dabei um "Fingerübungen" gehandelt haben. Der bekannte Satiriker und Journalist wollte sich von Gedichten und kurzen Prosa-Texten mehr auf längere Formen verlagern.
Bereits seit 1924 verbrachte Tucholsky die meiste Zeit außerhalb Deutschlands. 1929 verließ er sein Heimatland endgültig. Grund war wohl die Vorahnung der aufkommenden Nazi-Diktatur, die Tucholsky stets sprachgewaltig bekämpft hat.
in seinem Roman "Schloss Gripsholm" schildert der Autor die Reise des Schriftstellers Kurt mit seiner Geliebten Lydia nach Schweden. Dort treffen sie im Schloss Gripsholm auf Kurts Freund Karlchen. Zwischen ihnen bahnt sich eine Dreiecks-Beziehung an.
Später kommt noch Lydias Beste Freundin Billie hinzu. Nach einigen Irrungen und Wirrungen löst sich das Ganze schließlich wieder in klassische Zweier-Beziehungen auf.
Vorher aber müssen sich die drei noch um die kleine Ada kümmern, die sie aus den Fängen einer herrschsüchtigen Heimleiterin Befreien.
Genau dieser Stoff hat die Regisseurin gereizt. Es sei die Dreiecks-Beziehung ohne die üblichen Eifersüchteleien gewesen, die sie interessiert habe, erklärte Krumscheidt: "Im wirklichen Leben gibt es so etwas ja kaum."
Ihre Bühnen-Fassung ist beileibe nicht die erste Dramatisierung des Stoffs. Zwei Verfilmungen haben Tucholskys Sommergeschichte schon auf Zelluloid gebannt.
Zwei ältere Theater-Fassungen hat Krumscheidt verworfen, weil sie zu viel erklärende Texte benötigen. Ihre eigene Fassung versuche, das Gescheen so weit wie möglich szenisch umzusetzen. Dabei habe sie den Stoff aber stark gestrafft.
"Schloss Gripsholm" strahle für sie Wärme und Liebe aus. Diese sommerliche Stimmung wolle sie mit ihrem Stück transportieren, erläuterte Krumscheidt.
Für das Bühnenbild zeichnet Alexander Martynow verantwortlich. Ebenso wie Krumscheid arbeitet auch er zum ersten Mal für das Hessische Landestheater. Dabei bevorzugt er eine möglichst einfache und nüchterne Gestaltung im Bauhaus-Stil.
Umso mehr sollen dann aber die Emotionen des Stücks und der Schauspieler auf das Publikum wirken. Liebe, Erotik und Melancholie drückt Tucholsky in seinem Text aus. Genau das möchte Swentja Krumscheidt auch auf die Bühne bringen.
 
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