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Text von Freitag, 23. Februar 2007

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 Klima-Bedrohung: Sofort handeln gegen heiße Luft 
 Marburg * (fjh)
Es ist fünf vor Zwölf: Wenn nicht innerhalb der nächsten zehn Jahre drastische Maßnahmen zur Verringerung der Treibhaus-Gase durchgesetzt werden, wird die Erd-Erwärmung unumkehrbare und unkontrollierbare Ausmaße annehmen, warnen Wissenschaftler weltweit. Einhellig haben daraufhin nahezu alle Politiker beteuert, sie setzten sich für den Klimaschutz ein. Doch sobald es um eine spürbare Verringerung der Abgas-Werte von Autos ging, erwiesen sich viele dieser Beteuerungen als heiße Luft.
Heiße Luft ist leider genau das, was den Menschen weltweit droht: Sie werden von der sengenden Sonne regelrecht gegrillt, in den ansteigenden Fluten der Weltmeere oder den reißenden Sturzbächen plötzlicher Überschwemmungen ertrinken oder aber dem langsamen Erstickungstod preisgegeben, wenn die Erwärmung des Klimas weiterhin so fortschreitet wie in den letzten Jahren.
Offenbar haben nicht nur die meisten Menschen sondern auch viele Politiker die Dramatik dieser Situation aber noch nicht wirklich verstanden. Zwar scheint ihnen klar geworden zu sein, dass das Thema "Klimaschutz" ganz oben auf der politischen Agenda rangiert, doch halten sie weiterhin an überkommenen Vorstellungen von Wirtschaftspolitik fest: Arbeitsplätze müssten um jeden Preis mit allen Mitteln erhalten werden, und Umweltschutz sei Gift für die Industrie!
Dabei ist es gerade die deutsche Wirtschaft gewesen, die in den 80er Jahren am nachhaltigsten vom Umweltschutz profitiert hat. Jahrelang rangierten deutsche Firmen vorne im internationalen Wettbewerb um zukunftsweisende Umwelt-Technologie. Diese Position haben die deutschen Wirtschaftsbosse inzwischen aber an andere abgegeben, weil sie sich auf ihren Lorbeeren zu lange tatenlos ausgeruht haben.
Nicht untätig indes waren sie bei der Verlagerung von Arbeitsplätzen in Niedrig-Lohn-Länder. So sind Zehntausende von Jobs abgewandert, weil deutsche Manager die selbe Arbeit anderswo billiger zu bekommen hofften. Ob diese geringer bezahlte Arbeit dann auch von vergleichbarer Qualität ist, bleibt allerdings eine andere Frage.
Im Inland haben die Manager der großen Konzerne den Beschäftigten die Daumenschrauben immer fester angezogen: Immer intensiver wurde der Arbeitsdruck in Industrie und Dienstleistung. Gleichzeitig sind die Real-Löhne im Durchschnitt gesunken.
Trotz - oder wahrscheinlich sogar gerade wegen - alle dem ist die Zahl der Erwerbslosen bis zum Sommer 2006 weiter gestiegen. Erst danach setzte die konjunkturelle Trendwende ein.
Diesen wirtschaftlichen Aufschwung wollen die Regierenden nun retten. Sogar vor den Anforderungen eines wirksamen Klimaschutzes möchten sie ihn bewahren!
So hat sich Bundeskanzlerin Angela Merkel gegenüber der EU-Kommission strikt dagegen verwehrt, die Abgas-Werte deutscher Autos wirksam und damit zukunftsweisend auf 120 Gramm Kohlendioxid pro hundert Kilometer zu begrenzen. Kurzfristige Gewinne von Daimler, Porsche und VW scheinen ihr wichtiger als das künftige Überleben der Menschheit.
Vollmundig hat die EU-Kommission anschließend verkündet, man wollte die CO2-Werte bis 2030 um 20 Prozent absenken. Wenn andere Länder mitzögen, sollten sie sogar um 30 Prozent verringert werden.
Was ist das für eine Logik! Müsste nicht zum eigenen Schutz der Grad der Verringerung steigen, wenn andere Länder nicht mitmachen?
Das Vorgehen der EU ist im wahrsten Sinne des Wortes eine kurzatmige Politik. Wenn die Regierenden so weitermachen, dann haben die Menschen in 20 Jahren zwar vielleicht noch genügend Jobs, aber garantiert keine Luft mehr zum Atmen.
Doch die Bürgerinnen und Bürger dürfen das Problem nicht auf die Politik abschieben. Jeder muss bei sich selbst anfangen, um seine eigene Haut und die seiner Kinder und Enkel zu retten.
Energie sparen, unnötige Autofahrten vermeiden, bewusster Einkaufen und umweltfreundliche Technologien und Firmen unterstützen kann Jede und Jeder im Alltag ohne allzu große Probleme. Wie wäre es zum Beispiel, beim Kauf eines neuen Gerätes oder notfalls auch eines Autos mit der Entscheidung für das umweltschonendste? Noch besser wäre sicherlich das Umsteigen auf den öffentlichen Nahverkehr und die Bahn.
Vielleicht sollte vor Ort eine Kampagne mit detaillierten Informationen beginnen, wie jede Bürgerin und jeder Bürger seinen Beitrag zum Klimaschutz leisten kann. Nützliche Tipps dazu gibt es zum Beispiel beim Referat für Umwelt des Allgemeinen Studierenden-Ausschusses (AstA). Außerdem stellt der Fachdienst für Stadtgrün, Umwelt und Natur der Stadt Marburg auf seiner Internetseite Informationen zum Energiesparen zur Verfügung. Die muss man dann nur noch bei seinen alltäglichen Entscheidungen berücksichtigen.
 
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