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Text von Donnerstag, 8. Februar 2007

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 Zusammenprall: mehr Mehr-Generationen-Häuser 
 Marburg * (sts)
"Ich sehe augenblicklich keine Basis für eine weitere Kooperation mit dem Landkreis Marburg-Biedenkopf", machte Oberbürgermeister Egon Vaupel (SPD) unmissverständlich deutlich. Bei einer eilig einberufenen Pressekonferenz im Rathaus am Donnerstag (8. Februar) warf Vaupel der Kreis-Spitze "Schlafmützigkeit" und "reines Macht-Denken" vor. Ohne die Stadt Marburg zu informieren, habe der Landkreis die Bewerbung der Stadt für ein Mehr-Generationen-Haus torpediert.
Im Rahmen des "Lokalen Bündnisses für Familien" war ein Projekt für ein Mehr-Generationen-Haus in der Evangelischen Familienbildungsstätte entwickelt worden. Das Bundesfamilienministerium hatte 2006 ein Aktionsprogramm für Mehr-Generationen-Häuser gestartet, in dem insgesamt 439 Projekte mit jeweils 40.000 Euro jährlich gefördert werden sollen.
Die Stadt Marburg bewarb sich mit ihrem Konzept und erhielt unter über 900 Bewerbern schon in der ersten Vergabe-Phase Anfang Januar 2007 den Zuschlag. "Es spricht für die Qualität unserer Bewerbung, dass wir bereits unter den ersten 200 ausgewählten Projekten zu finden sind", sagte Vaupel.
Mit dem Zuschlag für dieses Projekt ist nun aber offen, ob sich eine Kommune aus dem Landkreis Marburg-Biedenkopf ebenfalls noch für ein Mehr-Generationen-Haus bewerben kann. Grund hierfür ist, dass Marburg als Sonderstatus-Stadt vom Bundesfamilienministerium bisher nicht wie eine kreisfreie Stadt behandelt wird, wodurch eine zweite Bewerbung möglich wäre.
Daher hat der Erste Kreisbeigeordnete Dr. Karsten McGovern (Grüne) in einem Schreiben vom 15. Januar 2007 an das Ministerium verlangt, dass entweder "die Förderung für ein weiteres Projekt im Landkreis verbindlich zugesagt, oder aber der vorliegende Antrag bis zur zweiten Ausschreibungsphase zurückgestellt wird".
"Ich habe bisher keine offizielle Antwort auf dieses Schreiben erhalten", erklärte McGovern. Für Zündstoff sorgte auf Seiten der Stadt aber vor allem eine andere Aussage im selbigen Schreiben. Dort moniert McGovern, dass die "Konzept-Auswahl nicht nach dem Windhund-Prinzip erfolgen dürfe, dass die Schnellsten, nicht jedoch die Besten zum Zuge kommen".
"Damit wird unser Projekt eindeutig diskreditiert. Das ist eine Frechheit", äußerte sich Vaupel hierzu. Der Kreis sei über Marburgs Bewerbung informiert gewesen und habe bei einem Spitzengespräch im Dezember 2006 keine Einwände gegen die Marburger Bewerbung gehabt.
Das bestätigte McGovern. Allerdings sei dieses Einverständnis unter der Voraussetzung gegeben worden, sich weiter für eine zweite Bewerbungs-Option einzusetzen. Mit dem "Windhund-Prinzip" habe er keineswegs das Marburger Projekt kritisieren wollen, sondern lediglich die Vergabe-Praxis von Seiten des Ministeriums.
"Einen solchen Bruch der konstruktiven Zusammenarbeit lasse ich mir nicht gefallen. Durch die Schlafmützigkeit des Landkreises lasse ich mir nichts kaputt machen. Ich werde für unser Projekt kämpfen", machte Vaupel seinem Ärger Luft.
Auch McGovern räumte ein, dass er die Stadt über dieses Schreiben hätte informieren müssen. Dennoch will er sich weiterhin gemeinsam mit der Stadt dafür einsetzen, dass zwei Projekte vom Bund gefördert werden. In Dautphetal sei man mittlerweile soweit, sich für die zweite Ausschreibungs-Phase mit einem eigenen Projekt bewerben zu können.
Den "schwarzen Peter" für die Missstimmung zwischen Kreis und Stadt sieht McGovern beim Bundesfamilienministerium, dass endlich eine Entscheidung über die Zulassung einer zweiten Bewerbung treffen müsste.
Dort sieht man derzeit aber keine Veranlassung, da sich Stadt und Kreis für die zweite Ausschreibungs-Phase ab dem 16. April bewerben könnten. Fakt ist jedenfalls, dass Marburg in der Liste der ersten 200 bewilligten Mehr-Generationen-Häuser nicht mehr auftaucht.
Damit ist natürlich auch offen, ob Landkreis oder Stadt in der zweiten Bewilligungs-Phase überhaupt einen Zuschlag erhalten. Hier sollten die Verantwortlichen schnellstmöglich zu einer Einigung finden.
 
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