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Text von Freitag, 22. Juni 2007

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 Opus Magnum: Bezahlte Freizeit für Forscher 
 Marburg * (fjh/pm)
Die Förderung "Opus magnum" hat der Marburger Neuzeit-Historiker Prof. Dr. Eckart Conze erhalten. Die Fritz-Thyssen-Stiftung und die VolkswagenStiftung haben diese Förderung bundesweit für alle Geisteswissenschaftler ausgelobt. Sie ist ein Freistellungsangebot für herausragende Geisteswissenschaftlerinnen und Geisteswissenschaftler, die ein größeres wissenschaftliches Werk (opus magnum) verfassen wollen.
Conze ist einer von acht in diesem Jahr Geförderten Wissenschaftlern. Seine Forschungsschwerpunkte sind deutsche, europäische und internationale Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts. Seit 2005 ist er Sprecher der Unabhängigen Historikerkommission zur Aufarbeitung der Geschichte des Auswärtigen Amts in der Zeit des Nationalsozialismus und in der frühen Bundesrepublik.
Die Förderung sieht eine zweijährige Freistellung von allen universitären Verpflichtungen vor: Mit 150.000 Euro finanzieren die beiden Stiftungen seine Vertretung im Bereich der Lehr- und Verwaltungsaufgaben, die im Sinne der Nachwuchsförderung zu besetzen ist. Während dieser Zeit wird sich Conze, der seit 2003 Geschichte im Seminar für Neuere Geschichte der Philipps-Universität lehrt, ausschließlich der Arbeit an seinem umfangreichen Buch zur "Geschichte der Bundesrepublik Deutschland" widmen können, das den provokanten Untertitel "Von der Gegenwart bis zu ihren Anfängen" tragen soll.
"Mein Buch-Vorhaben zielt auf eine konsequent von der Gegenwart her konzipierte Gesamtdarstellung der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland, die sich - nicht nur, aber auch - an ein breiteres Publikum richtet", erläuterte Conze, der als Zeithistoriker auch zur Erklärung der Gegenwart beitragen möchte.
Aus diesem Gegenwartsbezug heraus unternimmt das Projekt den Versuch, den Ort der Bundesrepublik Deutschland in der (deutschen) Geschichte des 20. Jahrhunderts zu bestimmen. Da auch die fast zwei Jahrzehnte der "neuen" Bundesrepublik systematisch in die Darstellung integriert werden, bezieht Conze die Geschichte der DDR und der Ostdeutschen zumindest in denjenigen Entwicklungssträngen ein, ohne deren Kenntnis ein Verständnis der "neuen" Bundesrepublik unmöglich ist.
Conze ist der einzige Historiker und der einzige Wissenschaftler aus Hessen, dem eine Opus magnum-Förderung zugesprochen wurde. Diese Förderung gehört wie die Dilthey-Fellowships für den hoch qualifizierten wissenschaftlichen Nachwuchs zur Förderung der Initiative "Pro Geisteswissenschaften", die im Jahre 2005 von vier großen privaten Förderorganisationen ins Leben gerufen wurde. Nach einer ersten Bewilligungsrunde 2006, bei der auch der Marburger Kunsthistoriker Prof. Dr. Ingo Herklotz gefördert wurde, wurden nun weitere acht "Opus-Magnum"-Förderungen und zehn Dilthey-Fellowships über insgesamt rund fünf Millionen Euro vergeben.
Ziel der Initiative ist es, sowohl der Öffentlichkeit die Vielfalt und Bedeutung der Geisteswissenschaften näherzubringen, als auch innovative geisteswissenschaftliche Forschung mit Angeboten zu unterstützen, die ausdrücklich auf deren Bedürfnisse und Forschungspraxis zugeschnitten sind.
 
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