in Partnerschaft mit
27.03.2001 * (sfb)
Theater im Zeitalter von Big Brother? Die Antwort darauf präsentiert
German stage service
vom 9.bis zum 14.April im Theater neben dem Turm (TNT) mit seinem Programm "Drinne".
Was sich rund um die Uhr da "drinne" abspielt, wird nach draußen über 5 Kameras und eine Videokamera in das nebenan liegende Foyer übertragen. Dort haben die Zuschauer Gelegenheit, bei Bier und Capuccino die Schauspieler Siegfried Giese, claudia Weiss, Rolf Michenfelder und Mati Fischer bei einem Experiment zu beobachten. Um nicht mißverstanden zu werden: niemand wird nominiert.
Und wer erwartet, dass intime Verrichtungen oder das Innenleben der Akteure einer sensationshungrigen Öffentlichkeit nahe gebracht werden soll, wird ebenso enttäuscht. Der sich geradezu aufdrängende Vergleich zum Big Brother-Syndrom hinkt gewaltig.
"Geduscht wird hinter der Bühne", erklärte meinte Rolf Michenfelder bei einer Pressekonferenz am Dienstag (27. März). Den Akteuren ist freigestellt, dieses Experiment jederzeit abzubrechen.
Dieses Programm unterscheidet sich aber von den üblichen Theateraufführungen. Da die Schauspieler unter Ausschluß der Öffentlichkeit agieren, fällt die dem Theater eigene Kommunikation direkt zum Publikum weg.
Kreativ und nicht festgelegt ist auch die Raumgestaltung. Jeder hat zwar seine Ecke mit Schreibtisch und Bett, die aber je nach anfallendem Gestaltungsplan geändert werden kann.
Das Programm bricht außerdem mit der festgelegten Reihenfolge von Idee, Probe und Aufführung. Spontan auftauchende Ideen werden szenisch realisiert, ohne dabei zu schauspielern. Man darf darauf gespannt sein, was die Schauspieler da drinne aus sich herausholen, denn sie wissen es selbst nicht.
"Der Weg ist das Ziel" oder er führt zu Ideen, Fragen und Erinnerungen, die auf dem zurückgelegten Lebensweg liegen. Diese werden in technisch eigenwilliger Umsetzung vergegenwärtigt. Der künstlerische Reiz dieses Projekts liegt darin, dass ohne autoritäre Regieanweisung improvisiert, produziert und experimentiert werden darf, entweder individuell oder interaktiv. Auf diese Weise entstehen neue Kombinationen sowie Vernetzungen, die zu neuen Sinneinheiten führen können.
Bei der Umsetzung von spontan auftauchenden Ideen, zu denen mitgebrachtes Material wie Texte oder Andenken inspirieren können, geht es vor allem um den kreativen Umgang mit der Kamera. Die von den Akteuren selbst bedienten Geräte liefern im Zusammenhang mit Texten und je nach Perspektive eine eigene Realität. Nicht zuletzt ist der Sinn und Zweck dieser Übung, die zunehmende Kamerapräsenz in unserem Alltag zu überdenken und kritisch zu hinterfragen.
Bei all dem freien Spiel der Kräfte bleibt die Fragestellung im Hinterkopf: Wie wird Nostalgie verhindert oder eine geschichtslose Ausrichtung auf die Zukunft? Welche und wieviel Vergangenheit verträgt die Zukunft?
Der Zuschauer darf gespannt sein, ob und wie diese Fragen beantwortet werden.
20.03.2001 * (sap)
Sie bringt ihm die Pantoffeln an die Tür. Sie reicht ihm die Zeitung und bereitet das Essen. Wenn sie redet, hört er nicht zu. Normaler Alltag eines Ehepaares?
Zumindest der Alltag des in den 50ern frisch vermählten Paares in "Knigges Erben" vom Vorstadt Theater Basel. Mit diesem Stück, das mit Wertvorstellungen und Verhaltensmaßregeln von den 50ern bis heute spielt, wurde die 6. Marburger Kinder- und Jugendtheaterwoche offiziell eröffnet.
Eine altes Paar ist auf der Bühne, sie bricht zusammen. Ihre vezweifelten Versuche aufzustehen kommentiert er nur mit "steh doch auf". Das Ende einer Beziehung, deren Rückblende die Handlung in "Knigges Erben" ausmacht.
Ein junges Paar tanzt über die Bühne, sehr verliebt. Das alte Paar bleibt und kommentiert das Geschehen, "ich hatte Angst, dass ich Mundgeruch habe, deshalb hab ich beim Tanzen nie gesprochen", erklärt der Alte (Gerd Imbsweiler).
Als Ehemann ist der smarte Kavalier (Julius Griesenberg) zwar nach wie vor besorgt um seinen Atem, jedoch weniger um seine Frau. Sie dient ihm, legt die Einkaufsbons den prüfenden Blicken ihres Mannes vor und hat sich für seine Geschichten aus dem Büro zu interessieren. Mit der Geburt des ersten Kindes sind die Rollen vertauscht: das alte Paar wird zu den Eltern, das junge Paar zu Tochter und Sohn. Ebenso überzeugend wie als verschüchterte Tanzpartnerin ist Sibylle Burkhart als kleines Baby, das seinen Vater nur beim morgendlichen "tschüß, Papa" und dem abendlichen "hallo Papa" sieht. Die Mutter (Ruth Oswalt) hetzt zwischen Kindern, Küche und den Bedürfnissen des Mannes hin und her, mehrmals bricht sie zusammen wie in der Ausgangsszene.
Die Familie entbehrt jeder Kommunikation. Die Tochter erzählt aus der Schule, "ich wurde mit Schneebällen beworfen", "- setz dich richtig hin!", die Antwort des Vaters. "Ich war die ganze Pause auf dem Schulhof alleine", "- die Hände auf den Tisch!", schallt es von der Mutter. Als die Kinder aus dem Haus sind, spitzen sich die Verhältnisse zu; er ist gelangweilt und genervt, sie bekommt heimliche Tränen-Attacken. Aus der Überfülle von Anstandsregeln kommt es zu einer Distanz, die den einst so höflichen Ehemann seine Frau am Boden liegen und sterben läßt. "Wir hatten es schön", resümiert er.
Die Inszenierung ist in Wort und Bild miminalistisch, Hauptutensil ist eine große Papierrolle, von der Tischdecken abgerissen und Zeitungen gefaltet werdenund von der Papier als Haustür herabhängt, die, wenn sie geöffnet werde soll, aufgeschnitten wird. Aufgeschnitten wird mit dem Teppichmesser auch der Boden, aus dem benötigte Kleinteile wie Bauklötze oder Krawatten entnommen werden - das Aufschneiden als Akt der Sublimation unterdrückter Aggressionen?
Das Stück ist zunächst sehr heiter. Viele Lacher erntet das Ehepaar, als es verkrampft und steif bei einem anderen zu Besuch ist. Bewegung, Konversation - alles läuft nach Regeln ab. Er will eine Tischrede halten, schlägt gegen das Glas, "doch nicht in so kleinem Kreis, Schatz", weist ihn seine Frau zurecht. Im Verlauf der Handlung werden immer wieder Knigges Benimmvorschriften skurril-komsich nachgestellt.
Doch die anfänglich witzige Satire wird erschreckend ernst. Vielen ZuschauerInnen blieb wohl das Lachen im Halse stecken, als in der Familie Maßregeln statt Zuhören an der Tagesordung stehen und die eingentlich ganz normale Ehe aus den 50ern so absurd zerbricht. Denn einige Generationen erkennen sich und ihre Eltern darin wieder, sie sind Knigges Erben. "Solange du die Füße unter meinen Tisch stellst", "ich bin enttäuscht von dir", "ich konnte damals nicht studieren" - diese Sätze hat sicher auch die jetzt jugendliche Generation von ihren Eltern gehört. "Knigges Erben" ist mit hervorragenden Schaupielern ein Stück, das zwar nichts Neues ans Licht bringt, doch die alltäglichen familiären Grausamkeiten einer Generation gekonnt auf den Punkt bringt. Ob es besonders geeignet für Jugendliche ist, sei dahingestellt.
Mit freudiger Erwartung blicken die Eingangsredner auf die kommende Jugendtheaterwoche, die angebotenen Workshops sind voll belegt: 75 Gruppen mit über 1000 Schülerinnnen und Schülern werden in dieser Woche Theater spielen und Theater sehen.
Bürgermeister Egon Vaupel, der Staatssekretär im hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst, Frank Portz, sowie Jürgen Bandte vom Freundeskreis Marburger Schauspiel bekundeten in ihren Eingangsreden den Willen, die Kinder- und Jugendtheaterwoche auch zukünftig finanziell zu unterstützen.
Diesen Bekundungen hielt der Leiter des Kinder- und Jugendtheaterzentrums der BRD, Dr. Gerd Taube, entgegen:
"Hessen ist im Bezug auf Kinder- und Jugendtheater ein Entwicklungsland; was die finanzielle Förderung anbelangt, kann sich Hessen von den anderen Bundesländern eine dicke Scheibe abschneiden".
17.03.2001 * (sfb)
Irgendwie war ein großes Durcheinander in dem Stück "ein Augenblick vor dem Sterben", das am Freitagabend (16. März) in der
Waggonhalle
seine Premiere feierte. Allein das Bühnenbild des Stücks von Sergi Belbel, das in Koproduktion der Waggonhalle und dem Kulturzentrum/Wiesbaden entstand, präsentierte sich chaotisch: ein Frisiertisch, ein Krankenhausbett oder eine in grellen Farben ausstaffierte Couch, standen unvermittelt nebeneinander.
Was soll das?, mag die Frage lauten, die dieses Durcheinander wie den - vermißten - roten Faden durchzog. Verwirrung lösten auch die bunt schillernden Figuren aus, die gleich zu Beginn des Stücks kreuz und quer über die Bühne liefen, tanzten oder schlurften. Aus irgendeiner Ecke kamen sie und traten an einer anderen wieder ab, - . Dabei liefen sie, ohne sich eines Wortes oder Blickes zu würdigen, nebeneinander und aneinander vorbei. Und was ist mit den Geschichten dieser Personen?
Da ist ein Drehbuchautor (Klaus Huhle), der sein Stück seiner Lebensgefährten (Andrea Sand) erzählt. Darin kommt ein Motoradfahrer vor, der im Moment des Todes die Wahl hat, sein Leben nach seinen Wüschen fortzusetzen. Als der Autor zu Ende erzählt hat, stirbt er an Herzversagen. In einer anderen Szene ist eine hysterische Mutter (Ruth Putschar), die über einen meterlangen Tisch hinweg von einem Ende zum anderen zu ihrer Tochter (Elena Börner) spricht. In einem staccatohaften Sprechtempo reglementiert sie die Pubertierende, sie solle doch anders sitzen, sprechen und essen. Die genervte Tochter verschluckt sich und erstickt schließlich.
In einem bunten Sofa sitzt eine vereinsamte Alkoholikerin (Sophia Lentz), die Gespenster sieht und immer wieder missglückte Kontaktversuche per handy unternimmt. Eine Fauu kommt zu Hause, wo sie auf ihre Mörder trifft, die sie um Gnade anfleht. Sie appelliert unter Berufung auf den lieben Gott an das Mitleid der Mörder. Vergeblich, denn sie wird erschossen. Diese und andere beklemmende Szenen werden humorvoll aufgelockert durch eine Begebenheit am Krankenbett. Ein liebeshungriger Klinikpatient (Walter Heck) schmachtet nach der hübschen Krankenschwester (Franziska Lüdtke), die ihm doch bitte den Rücken kratzen, die Temperatur messen oder doch wenigstens eine Spritze verpassen soll.
Wenn auch all die Szenen fragmentarisch und isoliert nebeneinander herlaufen, wird doch ein gemeinsamer Nenner klar: Alle diejenigen, die zu kurz gekommen sind, sterben. Dabei spielen Gleichgültigkeit, emotionale Kälte und Distanz eine große Rolle. Nach der Pause werden die gleichen Szenen in dem Moment, unmittelbar vor dem Tod angehalten und in neuer Version weiter gespielt, - diesmal mit einem glücklichen Ausgang. Im Gegensatz zu den vorherigen Einspielungen gehen die Menschen plötzlich aufeinander zu, sie überwinden Distanzen oder helfen einander. Der Tisch zwischen Mutter und Tochter beispielsweise ist auf einen Meter geschrumpft, so dass die Verständigung nun leichter wird. In dem Maße, wie menschliche Verbindungen an die Stelle von Kälte und Gleichgültigkeit treten, treten auch die Personen der einzelnen Szenen miteinander in Kontakt. Am Ende stehen dann auch die 18 Schauspieler Hand in Hand vor dem applaudierendem Publikum. Besonderen Beifall erntete die Krankenschwester und ihr eingebildeter Kranke.
Diese durchaus empfehlenswerte Vorstellung ist noch heute am Samstag (17. März) und Sonntag (18. März) in der Waggonhalle zu sehen.
12.03.2001 * (lcm)
3000 Jahre alte Kunstwerke aus Ägypten zeigt eine Ausstellung, die am Montag (12.März) im Café des Begegnungszentrums Auf der Weide eröffnet wurde. Sie umfaßt etwa 20 Ausstellungsstücke aus einer Privatsammlung, deren Besitzer anonym bleiben will.
Die Initiatorin Britta Semmelroth hat sich viel Mühe gemacht, ein orientalisches Flair in die Cafeteria zu zaubern. Eine Bauchtänzerin sorgte mit insgesamt 5 verschiedenen Tänzen für erhitzte Gemüter im Publikum, daß zahlreich erschienen war. Anschließend hielt Prof. Dr. Ursula Verhoeven-van Elsbergen vom Institut für Ägyptologie der Johannes -Gutenberg-Universität Mainz einen Vortrag über die Kunstgegenstände und ihre Bedeutung. Sie gehören zu den Bereichen "Volksreligion" und "Totenkult".
Den Zuschauern wurden ägyptische Speisen angeboten; so hatte man einen interessanten Zugang zu der dargebotenen Kunst. Am Dienstag (13. März) gibt es von 12 bis 14 Uhr ein Ägyptisches Menu im Restaurant der Begegnungsstätte. Um 15 Uhr folgt ein Diavortrag mit dem Titel "Bilder aus dem Land der Pharaonen". Dieser Dienstag bietet die letzte Möglichkeit, die Ausstellung zu sehen. Der Eintritt ist frei.
11.03.2001 * (sfb)
Mit Netzen in den Händen liefen merkwürdige Gestalten durch die Stuhlreihen der Marburger Stadthalle, um Fische feilzubieten. Vor allem aber zogen sie aus, um die Aufmerksamkeit der kleinen Zuschauer für das Musical "Urmel aus dem Eis" zu erhaschen. Die Umsetzung des Kinderbuchs von Max Kruse, älteren bekannt durch die liebevolle Verfilmung der Augsburger Puppenkiste, gastierte am Sonntag (11.März) in der fast voll besetzten Stadthalle (Erwin Piscator Haus).
Nachdem Ruhe eingekehrt war, erschienen weitere, als Meerestiere verkleidete Schauspieler auf der spärlich ausgestatteten Bühne: Pin, ein Pinguin, ein Seeelefant, "Wutz", ein dickes rosa Schweinchen, und ein etwas verrückter Professor namens Habakuk Tibatong. Was die Tiere von dem Schwein und dem Professor unterscheidet, war bereits nach den ersten Sätzen deutlich zu hören: Mussel, Mutzel, Tintlein oder Mäve waren gelispelte Versionen von Muschel, Mütze, Kindlein oder Möve. Was bald jedes Kind wußte: Die Inseltiere können nicht richtig sprechen, denn sie lernen es erst. Der Professor leitet auf der Insel Titiwu gemeinsam mit seiner Haushälterin eine Sprechschule für Tiere.
Die Handlung setzt ein, als das Urmelchen in einem Eisblock entdeckt wird. Die Freude ist allseits groß, denn das vorzeitliche Drachentier gewinnt sofort die Symphatien aller.
Es war rührend zu beobachten, dass dieser Professor ausgerechnet seinem früheren Chef Zwängelmann, der ihn einst aus seinen Diensten verbannte, die wissenschaftliche Sensation per Flaschenpost mitteilt. Nicht minder entwaffnend ist die Reaktion von Ping, dem Pinguin, der zunächst eifersüchtig auf das Urmel reagiert, weil es bekommt, was ihm vorenthalten wird. Als Ping aber erfährt, dass der König Jagd auf das Urmel machen will, bekommt er Angst um den süßen kleinen Drachen. Auch die anderen Tiere überlegen besorgt, wie das Urmelchen vor dem Zugriff des jagenden Königs gerettet werden könnte.
Klar, es wird in einer Höhle versteckt. Doch weitere Schwierigkeien, die für noch mehr dramatische Spannung sorgen, bleiben nicht aus. Eines der Tiere verrät das Urmelchen an den König. Doch die positive Wende ist schnell eingeleitet: Der König gerät in dem höhligen Versteck in Bedrängnis. Daraus wollen Urmels Freunde ihn befreien, wenn der König seinerseits auf ihre Bedingung eingeht, das Urmel doch bitte freizugeben. Das tut er dann auch. Dafür wird er, wie versprochen, gerettet, obwohl er doch so böse war. Endlich befreit, erweist sich auch der König als netter Kerl: er verspricht, nie mehr Jagd auf das Urmel oder irgendein anderes Tier zu machen.
Kruses pädagogisch wertvolle Botschaft kam am Sonntagnachmittag allerdings nicht gut "rüber". Dafür verantwortlich war sicher die mitunter schlechte Akustik der Stadthalle. Aber auch das sonst charmante Lispeln trug zu mancher Unverständlichkeit bei.
Dass die Texte nicht vollends zur Geltung kamen, war aber vor allem der mangelnden Rollenidentität einiger Schauspieler geschuldet. Neben den schillernden Kostümen trat Habakuk Tibatong (Lars Zedlecki) doch recht blass in Erscheinung. Die übrigen Schauspieler bemühten sich zwar um eine kindgerechte Darbietung in Gestik, Mimik und Stimmlage, die aber derart überzogen und affektiert ausfiel, dass der Inhalt dahinter verblasste. Einzig die Haushälterin "Wutz" (Alexandra Schauwiennold) überzeugte durch ein angemessenes Verhältnis zu ihrer Rolle.
Dennoch konnten die Kinder den Handlungsablauf erstaunlich gut nachvollziehen. Eifrig beantworteten sie Fragen, die die Schauspieler ins Publikum streuten. Begeistert klatschten sie auch zu den fetzigen Rhythmen der musikalischen Einlagen.
Nur schade, dass diese kindliche Begeisterung so teuer bezahlt werden mußte. Die Eintrittskarte kostete für Kinder immerhin 25 DM. Damit nicht genug, eine Stimme machte zur Pause darauf aufmerksam, dass im Foyer Geschenkartikel zum Urmel gekauft werden können. Dem Komerz auf Kosten der Kinder sind in der Tat einige ins Netz gegangen.
11.03.2001 * (lcm)
Allein schon der Weg zu Günter Biallawons Fotoausstellung durch lange und sterile Klinikflure ist ein Erlebnis für sich. "Mein Norwegen - Land der Stille, Land des Lichts" heißt die Fotoausstellung, die den Krankenhausbesucher am Ende der Flure überrascht. Die von der Deutsch-Norwegischen Freundschaftsgesellschaft und der Hessischen Krebsgesellschaft gesponserte Präsentation wurde am Freitag (9. März ) in der Marburger Universitäts-Frauenklinik eröffnet.
Die Station wurde eigens in eine hübsche Galerie umgewandelt. Die Ausstellung ist bereits die dritte dort.
Biallawons Bilder laden zum Träumen ein und machen Lust auf Norwegen. In einer schönen Atmosphäre gesundet es sich bestimmt leichter. So findet die Idee einer Galerie in der Klinik auch bei den Patienten Zuspruch. Doch das wäre nur ein positiver Nebeneffekt.
Natur ist Biallavons Hauptmotiv: Gletscher, Fjorde, Sonnenuntergänge und auch Tiere, wie Eisbären und Papageitaucher.
Biallawons, der im Berufsleben Unternehmensberater ist , liegt besonders der Natur- und Artenschutz am Herzen. Er will die Schönheit der Landschaft zeigen, damit sie erhalten bleibt. So erklärte er bei der Vernissage, welche Auswirkungen der Treibhauseffekt auf die Natur Norwegens hat und haben wird.
Obgleich Günter Biallawons fotografischer Autodidakt ist, merkt man das den Bildern nicht an. Doch hat er auch keinen hohen künstlerischen Anspruch. Und wenn jemand sagt, Sonnenuntergänge wären doch schon millionenfach fotografiert worden, wie langweilig, mag er Recht haben. Aber schön anzusehen sind sie trotzdem.
Die Ausstellung "Mein Norwegen" ist noch bis Sonntag (1. April) in der Frauenklinik zu sehen.
08.03.2001 * (lcm)
Ella Fitzgerald war eine der größten Swing-Sängerinnen der Vergangenheit. Ihr Stil prägte eine ganze Generation und wird heute noch genauso gern gehört wie früher. Am Mittwoch (7.März) sang Hella Blech und ihre Band Ellas Lieder im
Theater neben dem Turm
(TNT) .
Im Foyer des Theaters war es so eng, daß man den Musikern fast auf dem Schoß saß. Von 21 bis 22. 30 Uhr swingte die ganze Bude.
Hella verfügt zwar nicht über die Stimmgewalt ihres Vorbildes, auch vom Erscheinungsbild ist sie eher unscheinbar; aber sie hat unbestritten den Jazz im Blut. "I got you under my skin", Night & Day und "Honeysuckermoon" gehören zum Repertoire der Band und wurden von Hella auf ihre ganz eigene Weise interpretiert.
Die Band besteht aus Saxophon, Klavier, Kontrabaß und Drums. Besonders der Saxophonspieler legte ein paar Solos hin, die dem Publikum richtig einheizten.
Anfangs gab es ein paar Startschwierigkeiten; man konnte die Nervosität der Musiker spüren. Aber nach zwei Songs fanden sie ihren Rhythmus und begeisterten das Publikum am Ende so sehr, dass sie abschließend drei Zugaben spielen mussten, darunter auch "Lullaby of Birdland".
Insgesamt war es ein gelungener Abend.Hella mach weiter, das ist noch ausbaufähig.
07.03.2001 * (sfb)
Nur wer genau hinsah, bemerkte ein zögerliches Gehen der ansonsten treffsicheren "ACTeasy Gruppe Nachtsicht". Gespielt von blinden und sehbehinderten Schülern der Carl-Strehl-Schule an der
Deutschen Blindenstudienanstalt
(BLISTA) feierte das Stück "Mörder mit Gefühl" von Gabriel Dagan am Dienstagabend (6. März) in der ausverkauften
Waggonhalle
seine Premiere. Regie führte Karin Winkelsträter.
Noch vor Beginn fiel dem Zuschauer die surrealistisch gestaltete Bühne als ein Wohnzimmer im Unterwasserambiente auf: Inmitten der Bühne lag ein Boot als Sitzgelegenheit, in dem skurile Typen ihren englischen Tee tranken; die Hausklingel hatte die Form eines beweglichen Fisches, der bei Betätigung einen wässrigen Schlager von sich gab. Die Schauspieler selbst waren in einem phantasievollen Unterwasser-look gekleidet.
Überhaupt leben die Menschen in diesem ungewohnten Element in einer völlig verkehrten Welt. In ihr gilt als selbstverständlich, was zu Lande doch sehr befremdlich anmutet. Da ist die Dame des Hauses um ihren Goldfisch Jo-Jo bemüht, der in ihrer Zuwendung menschliche Züge annimmt. Als Jo-Jo unter Zahnschmerzen leidet, überlegt sie, ob es wohl sinnvoll sei, ihm Penicillin zu geben, wo er doch allergisch auf derartige Medizin reagiert.
Die Zuwendung zu ihrem waschechten Mann ist dagegen eher verhalten bis sachlich. Als ein korrekt gekleideter Vertreter an der Tür mitteilt, dass er im Auftrag einer Vereinigung den werten Gatten umbringen soll, bittet sie ihn höflich herein, damit er nicht unnötig in der Kälte stehen muss. "Olli, wo bleibst du denn, hier wartet dein Mörder", herrschte sie ihren unpünktlichen Gatten am Telefon an. Selbst der sonst gefürchtete Tod verliert im Reich der umgekehrten Regeln offenbar seine Schrecken; er wird erledigt wie eine bürokratische Dienstleistung. So ranken sich im Laufe des Stücks pointenreiche Wortspiele rund um das Thema der bevorstehenden Ermordung des Herrn Goodman. Dabei jagt allerdings ein Joke den nächsten bis zur langsamen aber sicheren Erschöpfung der Lachmuskeln.
Dann plätschert die Handlung, deren Höhepunkt bereits am Anfang vorweggenommen ist, in den aquamarinblauen Tönen der Bühne vor sich hin. Selbst als der Ehemann im Schlafzimmer seinem lang erwarteten Ende näher gebracht wird, geht es wider Erwarten weiter: es folgt noch ein Duell zwischen Toni, einem feurigen Italiener, und dem Postboten, die beide um die Gunst des Zimmermädchens Marianne kämpfen, aber sterben. Sterben muß auch der Tierarzt an einem Herzinfakt, nachdem er den geliebten Goldfisch verschluckt hat.
Schließlich setzt ein großes Morden, das nur zwei Personen überleben: Der "Killer" und das Dienstmädchen Marianne. Beide werden ein Paar, nachdem der Killer mit Freude sehen muß, wie Marianne sein mörderisches Handwerkszeug handhabt. Glücklich und ein wenig schwankend treten sie ab. Und wenn sie nicht gestorben wären, dann spielten sie noch heute.
Hoffentlich, denn der Schauspieler in der Rolle des "Killers" konnte das Publikum mit seinem urkomischen Talent bis zum bitteren Ende dieses langatmigen Stücks begeistern. Ganz im Sinne des Erfinders spielte er den pflichtbewussten Beamten, der - ohne Einsicht in Gründe - die unsinnigsten Anweisungen ausübt. "Er war einfach dran", lautet seine Antwort auf die beiläufige Frage, warum Herr Goodman denn sterben müsse. Alles andere als pennälerhaft beherrschte der schauspielende Schüler seinen Text in einer Rolle, die ihm auf den Leib geschrieben waren . Immer wieder lustig war Selbstbetrachtungen wie diese: "Ich bin - bitte schön - kein Killer, wie die Medien es nennen, sondern ein Determinator". Wer glaubt, dass er ein Unmensch ist, irrt ebenfalls. Er ist ein Mörder, der Gewalt aufs Tiefste verabscheut.
Auch dafür klatschte das zumeist aus Schülern bestehende Publikum tosenden Beifall.
Und da sie nicht gestorben sind, spielen sie auch heute um 20.30 Uhr wieder.
06.03.2001 * (sfb)
Aufmerksam lauschten rund ein Dutzend Besucher einer Lesung aus Werken des Nobelpreisträgers Heinrich Böll in der
Waggonhalle. Im Rahmen der Veranstaltungsreihe "Lesezeitreise" trug Willy Schmidt am Montagabend (5.März) Passagen aus dem Roman "Ansichten eines Clowns", einen politischen Text und zu guter letzt zwei Kurzgeschichten vor.
Die Auswahl unterschiedlicher Genres sorgte dafür, dass die Hauptthemen des aus Köln stammenden Schriftstellers kurzweilig und abwechslungsreich präsentiert werden konnten: Neben der Kritik an der katholischen Kirche und der verzerrenden Berichterstattung der Bild-Zeitung stand in allen Schriften Bölls die unzureichende Bewältigung der deutschen Nazi-Vvergangenheit im Vordergrund.
In den zitierten Werken Bölls geht es auch um Verluste, um schmerzhafte Erinnerungen an weit zurückliegende Ereignisse oder Beziehungen, die den gegenwärtigen Alltag überschatten.
So trauert der Protagonist Schmier in "Ansichten eines Clowns" um seine Verlobte Marie, die er an einen katholischen Bekannten verloren hat, sowie um seine Schwester Henriette, die unmittelbar nach dem Krieg verstarb. Der verbitterte Schmerz darüber sowie seine lebenslange Melancholie treiben ihn unaufhaltsam in den Alkoholismus und damit in den existentiellen Ruin als ehemals erfolgreicher Berufsclown.
Um Verdrängen anderer Art geht es bei dem Schriftsteller und "Schmarotzer" Schnitzler. Als Freund der Familie und der nationalsozialistischen Ideologie durfte er nach dem Krieg als ausgewiesener Nazi-Verfolgter im amerikanischen Kulturdienst arbeiten. Die Mutter Schmiers erweist sich ebenfalls als eine Meisterin des Verdrängens. Die zur "Präsidentin der Versöhnung rassistischer Gegensätze" avancierte Frau weigert sich - nunmehr im Nachkriegsdeutschland der siebziger Jahre -daran zu denken, dass sie dereinst die "heilige deutsche Erde gegen die jüdischen yankees ein verteidigen" wollte.
Neben "Ansichten eines Clowns, die einen breiten Raum in der Lesung beanspruchten, las Schmidt einen nicht unspektakulären Aufsatz Bölls über die kriminellen Machenschaften der Bild-Zeitung. Anlass seiner Kritik istt ein Artikel vom 23. Dezember 19 72 mit der Schlagzeile "Baader-Meinhof-Bande - das Morden geht weiter". Dass Böll sich auf die unsachgemäße Verhetzung der RAF durch BILD beziehe, bedeute keinesfalls, dass er deren Verbrechen in Abrede stelle oder verharmlosen wollte. Er verwehrte sich lediglich dagegen, dass mit ungleichem Maß gemessen werde. Die zahlreichen Rufmorde und Vernichtungen von Existenzen, die auf das Konto der auflagenstärksten Boulevard-Zeitung Deutschlands gehen, klage niemand an. Im Gegenteil, sie würden sogar gesellschaftlich akzeptiert und verleugnet.
Dieser Darbietung folgten zwei längere Kurzgeschichten aus den 50er Jahren. "Der Zwerg und die Puppen" handelt vom Beauftragten eines Intelligenzinstituts, der über Land zieht, um die Menschen mit stereotypen Fragen über ihre Vorstellung von Gott zu bedrängen.
Schmidt schloß mit der Kurzgeschichte "Die blasse Anna". Sie ist die wohl interessanteste Geschichte, in der Böll sein Können einmal mehr unter Beweis stellt. =DCber eine Reihe von zufälligen Verquickungen trifft der Protagonist ein Mädchen, das aufgrund einer Verunstaltung vor den Blicken der =D6ffentlichkeit versteckt gehalten wird. Er entdeckt und gewinnt sie schließlich.
Ende gut-alles gut. Das gilt auch für diesen Abend. Als die im angemessenem Tempo vorgetragene Lesung endete , schienen die Zuhörer ein wenig zu zögern, bevor sie sich auf dem Heimweg machten, so als erwarteten sie noch etwas.
05.03.2001 * (sfb)
Besucher des UniversitÄtsmuseums mochten angesichts von zusammengekehrten Glasscherben im Eingangsbereich wohl denken , dass moderne Aktionskunst auf dem Programm stünde. Aber der Eindruck täuschte. Eine Ausstellung zu "Landschaften des 19. Jahrhunderts" aus dem Fundus des Thüringer Museums in Eisenach wurde am Sonntagvormittag ( 4.
März) eröffnet. Die Vernissage, zu der man dann aus heilen Gläsern anstieß, wurde ausgerichtet von der Stadt Marburg und dem Marburger Universitätsmuseum für Kunst und Kulturgeschichte.
Mit ihr solle die Tradition der Städtepartnerschaft zwischen Marburg und Eisennach fortgesetzt werden, so Oberbürgermeister
Dietrich Möller
in seiner Eröffnungsrede.
Die Besucherzahl übertraf bei weitem die Erwartungen der Gastgeber, da nicht wenige Besucher stehen mußten.
In einer ausführlichen Ansprache wies dHanna-Sabine Hummel, Direktorin des Thüringer Museums Eisenach , darauf hin, dass die Ausstellung eine breite Palette von kunsthistorischen Stilrichtungen des 19. Jahrhunderts aufweise. Die Exponate stammten aus der romantischen, klassisch-humanistischen sowie der realistischen Periode. Auf den 26 Gemälden in Öl und 32 Zeichnungen sind zumeist dunkle Landschaftsmotive abgebildet. Diese Kunst stellte, so Hummel, ein Gegengewicht zu der städtischen Geschäftigkeit des damaligen Bürgertums dar, das sich nach mehr Natur und Beschaulichkeit sehnte.
Die Kunstwerke waren von Künstlern aus der Freien Malschule Weimar, die Karl August von Weimar-Sachsen-Eisenach begründet hatte. Erstaunlicherweise hatten Vertreter aller Gesellschaftsschichten Zugang zu dieser Ausbildung: Adlige, Bürgerliche, Handwerker oder Bauern.
Als prominenter Schüler und auch Lehrer dieser Kunstschule erwähnte Hummel keinen geringeren als Johann Wolfgang von Goethe, der dort Vorträge über Anatomie hielt . Dabei machte er Bekanntschaft mit dem Künstler Friedrich Preller (1804 - 1874). Wie auf seinen Aquarellen zu erkennen ist, konnte Preller seine romantischen Neigungen unter dem starken Einfluß Goethes, einem glühenden Verfechter der klassischen Richtung, nur schwer durchsetzen.
Zu bestaunen sind auch die Werke von Karl Wagner (1796-1867), eines Vertreters der realistischen Landschaftsmalerei. Dieser beherrscht besonders stimmungsvolle Details sowie die Technik des Weglassens und Hinzukomponierens in seinen farbig getuschten Aquarellen und Ölbildern.
Im nächsten Jahr wird sich die Stadt Marburg in Kooperation mit dem Universitätsmuseum für die freundliche Leihgabe revanchieren. Dann sollen Exponate der modernen Kunst im Eisenacher Museum ausgestellt werden.
Die Ausstellung im Universitätsmuseum ist bis zum 15. April 2001 täglich außer montags von 11 bis 13 und von 14 bis 17 Uhr geöffnet.
03.03.2001 * (sfb)
Eine schauspielerische Meisterleistung präsentierte das "Schnaps- und Poesie-Theater" Marburg am Freitagabend (2. März) vor fast leeren Stühlen in der
Waggonhalle. In drei Schwänken des Nürnberger Meistersängers Hans Sachs nahmen die beiden Schauspieler Ellen Bittmann und Uli Düwert die Schwächen der einfachen Leute aufs Korn, zur wahren Freude des Publikums.
Nachdem eine brummende Stimme biographische Daten zur Person Hans Sachs (1494 - 1576) vermittelt hatte, ging das Spiel los. Fluchend, zeternd, spuckend, kreischend oder schimpfend setzten die Schauspieler alltägliche Eheszenen aus dem ausgehenden Mittelalter überzeugend um. Komödiantisch überzogen, aber ohne aufgesetzt zu wirken, schlüpften die Bühnen-Akrobaten fast mühelos in die Rollen skuriler Charaktere.
In dem Schwank "Das heiße Eisen" drängt eine eifrsüchtige Frau ihren Gatten, den sie der ehelichen Untreue bezichtigt, zu einer klärenden Eisenprobe: Läßt das heiße Eisen auf der Handfläche den Geprüften kalt, ist er unschuldig. Nur durch einen Trick besteht der Mann den schweren Test. Als auf seinen Wunsch hin die Frau an der Reihe ist, gesteht sie aus Furcht vor dem heißen Eisen gleich mehrfache Untreue. Schließlich verrät sich auch der Mann. In Einsicht um die eigenen Verfehlungen versöhnen sich beide mit einer Flasche Wein.
Um Vorwürfe und anschließende Versöhnungen geht es auch in dem Stück "Der fahrende Schüler im Paradies": Eine Frau fällt aus lauter Dummheit der Verschlagenheit eines fahrenden Schülers zum Opfer. Er eignet sich Geld und Kleidung an, um sie angebllich dem im Jenseits verarmten Ex-Ehemann der gutgläubigen Frau zukommen zu lassen. Ihr jetziger Gatte, der sich lauthals über die Dummheit seines Weibes beklagt, wird dann selbst Opfer des Betrügers.
In dem Stück "Das Kälberbrüten" wechselte die wandlungsfähige Ellen Bittmann in die Rolle einer biestigen Ehefrau, die in der Ehe die Hosen anhat. Ihr nichtsnutziger Mann hingegen liegt den ganzen Tag im verlotterten Nachthemd herum. Als ein Kalb, das er auf Befehl seines Weibes schlachten soll, in den Brunnnen fällt, kommt er auf eine Idee: Er setzt sich mit heruntergelassenen Hosen auf einen Haufen madigen Käses, aus dem er Ersatz für das verlorene Kalb ausbrüten will. Auch hier gilt: Die genervte Ehefrau erbarmt sich schließlich seiner.
Und die Moral von der - in paarweise gereimten Versen vorgetragenen - Geschichte: "So zieh man Schad von Schaden ab, dass ich ein Fried im Ehstand hab und keine Uneinigkeit aufwachs. Das wünscht Euch Hans Sachs."
03.03.2001 * (lcm)
Die Atmosphäre stimmt. Die Zuschauer sitzen an kleinen runden Tischen, schl=FCrfen Rotwein, das Licht ist gedämpft und die Band beginnt zu spielen. Am Freitag (2.März) verwandelte sich das TASCH 2 am Schwanhof in die "Bar der gebrochenen Herzen". Einmal im Monat veranstaltet das
Hessische Landestheater
dort ein erotisches Nachtprogramm, das erst zu später Stunde um 22.30 Uhr beginnt und das Publikum in eine erotische Stimmung versetzen will.
Die "Bar der gebrochenen Herzen" ist ein Stück in drei Akten mit zwei Protagonisten und der vierköpfigen Sachs-Band. Sie spielt Jazz, der den Sinnen schmeichelt. Sind die Töne verklungen, beginnt das Stück mit dem Auftritt des Barkeepers (Peter Liebaug), seine Partnerin (Cornelia Schönwald) betritt kurz darauf als Bargast die Bühne: "Heut Abend, da such ich mir was aus" singt sie während ihres Entrees und schlendert durch die Publikumsreihen. Der Barkeeper antwortet ihr "Guten Tag, schöne Frau, ich träum von Liebe".
Beide erzählen die Geschichte einer Begegnung zwischen Mann und Frau in Schlagern und Liedern aus den 20er bis 60er Jahren und harmonieren dabei prächtig miteinander. Sie durchlaufen alle Stadien des komplizierten menschlichen Paarungsverhaltens vom ersten Blickkontakt bis zur finalen Trennung. Dabei karikieren sie die typischen Probleme des Kennenlernens zwischen Männern und Frauen.
"Körpersprache" einmal anders: Der Mann reißt plötzlich sein Hemd auf und auf seinem Bauch steht in großen Lettern: "Komm mit!" Als Antwort lüftet die Frau den Schlitz ihres Kleides, auf ihrem Bein steht kurz und deutlich "Nö". Und die Band spielt dazwischen jazzige Leckerbissen.
Die Schauspieler und Sänger übertreffen sich gegenseitig in ihren Darbietungen: Swing, Chansons und sogar Elvis-Presley-Songs haben sie im Repertoire. Das Publikum war hellauf begeistert und applaudierte stürmisch. Das Ensemble ließ es sich nicht nehmen sich mit einer Zugabe zu bedanken.
Am Sonntag (1. April) kann man sie wieder besuchen: "Die Bar der gebrochenen Herzen" ist ein Theaterabend, der sich auf jeden Fall
22.02.2001 *
Gefesselter Folterknecht: "Der Tod und das Mädchen"
Kultur
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27.03.2001 by
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