03.12.2001 * (FJH)
"Ausländische Embryonen verdienen den gleichen Schutz wie Embryonen deutscher Eltern", sagt Robert Antretter. Der Bundesvorsitzende der
Lebenshilfe
für Menschen mit geistiger Behinderung wendet sich entschieden gegen das Votum des Nationalen Ethikrats, der sich am Donnerstag mehrheitlich für den Stammzellenimport ausgesprochen hat. Zum "Welttag der Behinderten" am 3. Dezember steht - auch bei den Marburger
Behindertenorganisationen - der Schutz vor Benachteiligung an erster Stelle.
"Mit unserer Unterstützung werden die Landesgesetze derzeit auf diskriminierende Inhalte untersucht", berichtet
Andreas Bethke. "Doch das sollte die Landesregierung nicht daran hindern, sofort aktiv zu werden."
Der Vorsitzende des Landesbehindertenrats Hessen fordert einen behindertengerechten Ausbau Öffentlicher Verkehrsmittel. Landesmittel sollte nur erhallten, wer "barrierefrei beschafft und baut". Außerdem wünscht sich der Landesbehindertenrat "Behindertenparkplätze in ausreichender Zahl und Größe an geeigneten Stellen". Sowohl die elektronischen Informationssysteme der Universitäten wie auch ihre Gebäude sollte das Land barrierefrei gestalten. Notwendige Prüfungsmodifikationen für Behinderte sollten in die Prüfungsordnungen eingearbeitet werden. Eltern müssen nach Auffassung des Geschäftsführers des
Deutschen Vereins der Blinden und Sehbehinderten in Studium und Beruf
(DVBS) die freie Wahl zwischen integrativen und Behindertenschulen haben. Schließlich sollte das Land mehr Behinderte beschäftigen udn so mit gutem Beispiel vorangehen.
Jens Bertrams
vom Marburger Verein "Behinderte in Gesellschaft und Beruf" (BiGuB) kämpft für eine Einbeziehung der speziellen Interessen von Menschen mit Sehbehinderungen in das neue Gleichstellungsgesetz. Der Gesetzentwurf befindet sich derzeit in der parlamentarischen Beratung. Das Bundeskabinett hatte auf seiner Sitzung am 7. November den ursprünglich im Gesetzentwurf verankerten
Anspruch auf barrierefreie Information
durch die bundesministerien verwässert. Dagegen wendet sich eine
Protestaktion des BiGuB e.V., der auf ein Einsehen der Abgeeordneten hoffft.
Auch Robert Antretter wendet sich an die Abgeordneten des deutschen Bundestags. Sie sollen - ungeachtet der Aussage des Ethikrats - gegen den Import embryonaler Stammzellen stimmen: "Bisher gab es einen Konsens zwischen den Parteien, menschliches Leben von Anfang an zu schützen. Das war der Geist des 1990 verabschiedeten Embryonenschutzgesetzes."
Die Forschung an importierten embryonalen Stammzellen sieht Antretter in krassem Widerspruch zu bisherigen Ppositionen bundesdeutscher Politik. Viele Behinderte fürchten sich vor dem Menschenbild, das hinter dem Handel mit Stammzellen und der der Forschung an menschlichen Embryonen steht. Menschen werden dadurch zur Ware, die fehlerfrei zu sein hat und notfalls fehlerfrei gemacht werden soll. Die schlimmste Form dieser Einstellung war der Mord an Zentausenden behinderter Menschen während der Nazi-Zeit.
09.11.2001 *
Barriere: Gleichstellungsgesetz grenzt Blinde aus
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31.12.2001 by