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Text von Sonntag, 18. April 2004

 
Den Glauben gelebt: Trauer um Helga Bundesmann-Lotz
  Marburg * (FJH)
Sie war eine kämpferische Christin. Ihren Glauben verbreitete sie nicht nur in der Kirche, sondern vor allem durch ihr eigenes Vorbild. Helga Bundesmann-Lotz starb am Freitag (16. April) im Alter von 63 Jahren an den Folgen eines Krebsleidens.
Als Dekanin des evangelischen Kirchenkreises Marburg-Stadt war die streitbare Theologin nicht unumstritten. Wiederholt redete sie auf Kundgebungen der Marburger Friedensinitiative "Nein zum Krieg!" oder der Aktion Soziale gerechtigkeit. Dabei waren ihre Beiträge aber immer geprägt von der christlichen Forderung nach Frieden und Vergebung oder nach Nächstenliebe und Solidarität.
Geboren wurde Helga Lotz 1940 in Niederodenhausen bei Hanau. Studiert hat sie von 1960 bis 1966 in Marburg, Hamburg und München. Geprägt hat sie dabei Prof. Marie Veith. Die Theologin unterrichtegte auch bedeutende Schülerinnen wie Dorothe Sölle. Sie gilt als "Mutter" der feminsitschen Theologie in deutschland.
Das Islam-bild von Bundesmann-Lotz prägten eigene Erfahrungen als Missionarin in Kairo und Bagdad. Als Frau lernte sie die Muslime dort nicht nur von ihrer besten Seite kennen. Zugleich erwärmte sich die Pfarrerin für das Land und die Leute am Golf.
Respekt erwarb sich die engagierte "Gottesfrau" auch bei den Marburger Gewerkschaften. Gemeinsame Aktionen mit dem örtlichen DGB wie die - seit 1997 schon zur Tradition gewordenen - Gottesdienste am Buß- und Bettag, das ökumenische Friedensgebet während des Kriegs im Kosovo oder im Irak sowie Aktivitäten gegen die Hinrichtung des amerikanischen Journalisten Mumia Abu Jamal bleiben Ausdruck ihres kämpferischen Einsatzes für Frieden und Gerechtigkeit.
Oft hat Bundesmann-Lotz eher im Stillen gewirkt. So bemühte sich intensiv um einen anderen Aufenthalsort für eine afrikanische Asylbewerberin, die über sexuelle Belästigungen in ihrem Wohnheim klagte. Gemeinsam mit der verängstigten Frau werhandelte die Dekanin stundenlang mit der Ausländerbehörde, bis eine glückliche Lösung erreicht werden konnte.
Bei ihrem 60. Geburtstag im September 2000 verriet die Dekanin den rudn 400 Gästen in der Lutherischen Pfarrkirche ihr Erfolgsrezept: "Der Glaube ist eine Kraftquelle, die niemals versiegt." Das "Wasser" des Glaubens könne und müsse großzügig ausgeteilt werden. Dieser Devise ist die Dekanin zweifellos bis zu ihrem Tod treu geblieben.
Die Trauerfeier für Helga Bundesmann-Lotz findet am Donnerstag (22. April) um 11 Uhr in der Lutherischen Pfarrkirche statt.
 
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